Sonntag, 20. Dezember 2015

Rezension



Der Jugendroman „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf wurde 2010 veröffentlicht. „Tschick“ wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet und  stand viele Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste. Darüber hinaus  wurde die Geschichte der beiden Aussenseiter Maik und Andrej in Europa in vielen Schauspielhäusern und Theater aufgeführt.

„Tschick“ handelt  von zwei 14-Jährigen Namens Maik und Tschick, die während der Sommerferien eine verrückte Reise in einem gestohlenen Auto unternehmen. Die beiden stammen aus ganz unterschiedlichen Familien. Maik Klingenbergs Mutter ist Alkoholikerin und immer wieder auf einer „Schönheitsfarm“, so das Familiencodewort für ihren Aufenthalt in der Entzugsklinik. Sein Vater ist an Immobilieninvestitionen gescheitert und hat eine Geliebte. In der Schule ist der Ich-Erzähler Maik ein Aussenseiter genauso wie Andrej, der Tschick genannt wird. Tschick, der mit seinem Bruder aus Russland gekommen ist, kommt oft betrunken in die Schule und tritt eher gleichgültig auf. Maik ist in Tatjana verliebt, wird aber an ihrer Geburtstagsfeier als einen der wenigen Klassenkameraden nicht eingeladen. Dabei hat er ihr wochenlang ein Bild ihrer Lieblingssängerin Beyoncé gezeichnet: „Ich wollte, dass es gezeichnet ist. Wahrscheinlich wollte ich, dass man sieht, dass ich mir Mühe gemacht habe. Weil, wenn man das mit der Mühe sieht, kann man sich den Rest auch denken.“

Obwohl Maik seinen Kameraden Tschick merkwürdig findet, freundet er sich mit ihm an.  Er möchte weder die Sommerferien alleine verbringen, noch hat er nach der grossen Enttäuschung mit Tatjana etwas Besseres vor.  Und so beschliessen sie, gemeinsam in die Walachei zu Tschicks Grossvater zu fahren.  Mit einem gestohlenen hellblauen Lada brechen sie auf.  Auf ihrer planlosen Reise begegnen sie vielen hilfsbereiten aber auch sonderbaren Menschen: „Tolle Leute, sagte Tschick und ich fragte mich, ob er das ernst meinte. Und er hatte vollkommen recht: Es waren tolle, spinnerte Leute“. 

Wolfgang Herrndorf erzählt  aus der Sicht der beiden Jugendlichen, die aus ihrer gewohnten Umgebung ausbrechen, um Neues zu erleben und um alles hinter sich zu lassen. In seinem Roman geht es um die Probleme, die Jugendliche durchmachen mit der eigenen Familie und im Freundeskreis, mit der Liebe und Sexualität sowie mit der Gesellschaft und nicht zuletzt mit der Problematik Sucht und Suchtmitteln.

„Tschick“ beginnt kurz vor dem Ende der Reise, das bereits am Anfang so viele Fragen aufwirft und man gespannt ist, was schlussendlich passiert ist. Erst im Kapitel fünf wird die Geschichte mit dem Rückblick Maiks auf sein bisheriges Leben von hinten aufgerollt.

Herrndorfs Sprache ist witzig und ehrlich. Oft musste ich beim Lesen schmunzeln, da immer wieder seltsame Situationen vorkommen. Dem Autor gelingt es, den Ton von Maik als Ich-Erzähler gut zu treffen,  indem er seine Sprache spricht. Besonders die Dialoge sind grossartig: „Nicht irgendwo da draussen, Mann. In der Walachei.“ „Das ist doch dasselbe?“ „Walachei ist nur ein Wort! So wie Dingenskrichen. Oder Jottwehdeh.“ „Das ist, als hättest du einen Grossvater in Jottwehdeh. Oder in Dingenskirchen.“

Das Buch ist sowohl für Jugendliche wie auch für Erwachsene geeignet. Beide Lesegruppen werden an dem Roman ihre Freude haben. Ich fand das Buch sehr unterhaltsam. Hinter allem steht auch noch ein wenig Nachdenklichkeit. „Tschick“ ist ein Roman über das Erwachsenwerden und eine ungewöhnliche Freundschaft, die immer wieder auf die Probe gestellt wird. 

Mit „Tschick“ hat Herrndorf das erreicht, was er einmal über sein Schreiben gesagt hat: „Ich möchte die Bücher schreiben, die ich selber gerne lese, im Grunde ist das Unterhaltungsliteratur.“ 



Quellen:
Herrndorf, Wolfgang (2010). Tschick. Berlin: Rowohlt.

Wikipedia (2015). Wolfgang Herrndorf. Abgerufen am 06.12.2015 von Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Herrndorf

Bartels. G (2010). Endkomischer Roadroman. Abgerufen am 06.12.2015 von der Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/kultur/tschick-rezension-endkomischer-roadroman/1956422.html

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